Durch die Hinsbecker Schweiz.
Eine der schönsten Gegenden in der Nähe von Kaldenkirchen ist die Hinsbecker Schweiz. Sie ist ungefähr acht Kilometer entfernt und ist für heute unser Ziel. Den Rollstuhl zusammengeklappt und im Kofferraum verstaut, begebe ich mich mit meinem Vater dorthin um eine Runde zu drehen. Auf einem kleinen Wanderparkplatz in der Nähe vom Poelvensee beginnen wir unsere Rundtour.
Trotzdem vermeide ich auf dem heutigen Parkur sämtliche Steigungen auch wenn sie im Höchstfall nur 50 Meter betragen würden. Die Rollstuhlralley zum weißen Stein liegt mir noch allzu sehr in den Knochen. Für Heute ist fester und überwiegend ebener Asphalt auf land - und forstwirtschaftlichen Wegen angesagt.
Der Begriff Hinsbecker Schweiz ist in Bezug auf die Schweizer Alpen natürlich maßlos übertrieben. Es handelt sich hierbei eher um eine Landschaft mit einem kleinen Moränenhöhenzug aus der Eiszeit.
Die kleine Teerstraße endet auf einem Parkplatz, der zugleich Bestandteil eines Restaurants ist. Außerdem gehören noch ein Strandbad mit herrlicher Wiese und einem Kiosk dazu. Schade finde ich allerdings, daß man den Poelvensee nur über ein eingezäuntes Privatgrundstück erreichen kann.
Unser Sträßchen führt zum Polvensee hin. Eine Weide mit frisch gestrichenem Holzzaun und einigen Ponys darauf begleitet uns ein kurzes Stück. Danach durchqueren wir eine Zone mit alten Bäumen links und rechts. Immer wieder passieren wir vereinzelt liegende Häuschen, die zum Teil sehr idyllisch aussehen. Ein Knusperhäuschen mit hellblauen Fensterläden und einem Meer von duftenden Blumen, in Tonkübeln gepflanzt, fällt dabei besonders auf.
Idyllisch ist das Häuschen mit den Blumen davor.
Wir verlassen nun das Sträßchen und manövrieren den Rollstuhl über einen Waldweg, der vom Parkplatz weggeht. Ein paar holprige Kurven durch dichtes Grün und wir erreichen kurz danach offenes landwirtschaftliches Gelände.
Der plötzliche Weitblick über die Felder tut der Seele gut und bringt zusätzlich Abwechslung auf unserer Wanderung.
Hier muß es stark geregnet haben, meint mein Vater und zeigt dabei auf die große Pfütze auf dem Ackerfeld.
Langsam rollt der Rollstuhl über den Feldweg weiter, der zunächst einmal dicht am Waldrand entlangführt.
Die große Pfütze auf dem Acker zeigt, daß es hier stark geregnet hat.
Nach ein paar hundert Metern schlägt der schattige Wald eine andere Richtung ein während unser Weg weiter geradeaus in die Felder geht.
Hier in der Region wird in erster Linie Mais angebaut. Dieser ist schon recht hoch gewachsen und erreicht Höhen bis zu 3 Metern. Auf beiden Seiten stehen die Pflanzen für uns im Spalier.
Neben dem üblichen Getreide wird in dieser Region hauptsächlich Mais angepflanzt.
Bis zu 3 Metern werden die Pflanzen hoch bevor sie zu Tierfutter weiter verarbeitet werden.
Der Feldweg steigt zu einer Erhebung an. Was wohl dahinter liegen mag, fragt mein Vater neugierig? Die Antwort erübrigt sich kurze Zeit später von selber, als der Weg sich in einer S-Kurve herunter schlängelt um anschließend in einer wunderschönen Allee zu verschwinden.
Der Nordkanal.
Eigentlich sind es zwei Alleen, die nebeneinander um die Wette laufen, denn parallel zu unserer Straßenallee befindet sich noch der von Bäumen eingeflankte Nordkanal.
Dieser Kanal sollte unter Napoleon eine Verbindung zwischen dem Rhein und der Maas herstellen. Aus politischen Gründen wurde der weitere Bau im Jahre 1811 wieder eingestellt.
Vereinzelt kann man heutzutage noch das ausgegrabene, damals strategisch so wichtige Kanalbett erkennen. Mittlerweile ist der Kanal, so auch hier, mit Schilf, Farnen, Gestrüpp und verschiedenen Gräsern zugewachsen.
Mitten im Wald liegt die Flootsmühle.
Träge fließt die Nette durch die Hinsbecker Schweiz.
Farbliche Kontraste bieten immer wieder die Lichtungen.
Wir erreichen die Flootsmühle. Auf der Brücke davor machen wir eine ausgiebige Pause. Es gibt gekochtes Ei, Schinken und Schwarzbrot mit Butter darauf. Dazu einen Schluck kalten Hagebuttentee. Träge fließt die kleine Nette unter uns hindurch. Schade, daß man dieses abwechslungsreiche Flüßchen nicht paddeln darf, denke ich mit etwas Wehmut. Das wäre es doch! Über die Nette in die Niers paddeln, dann weiter auf der Maas bis hin zur Nordsee.
Es geht weiter! Bevor sich unser Sträßchen mit einer 10 % Steigung zur Hinsbecker Jugendherberge hochquält, biegen wir kurz vorher ab.
Das Klappern von Pferden, vermischt mit dem Gelächter von Leuten läßt uns aufhorchen. Ein großer Planwagen mit zwei Kaltblütlern davor rattert polternd über die Straße, auf der wir eben noch waren. Leute winken uns freundlich aus dem urigen Wagen zu, und dann ist es wieder ruhig. Ich erkläre meinem Vater, daß solche Planwagenfahrten inclusive Bier vom Fass in dieser Gegend sehr beliebt sind. Unser Weg führt zielstrebig zur Krickenbecker Seenplatte, dem letzten Highlight auf unserer Tour.
Wir erreichen den letzten Abschnitt auf unserer Rund- wanderung, den Hinsbecker und Gladbacher Bruch mit dem Schloß Krickenbeck. Hier legen wir noch einmal eine Kurze Rast ein und genießen den Wind, der sanft über die Wasseroberflächen weht.
Ein sehr reizvoller Strecken- abschnitt folgt nun über die Schloßallee, welche genau zwischen den beiden Seen verläuft. Zwischen alten Bäumen taucht das Schloß auf. Leider ist es für uns nicht zugänglich, da es Privateigentum der LVB- Bank ist.
Die für Autos gesperrte Schloßallee endet da, wo unsere Tour begann, nämlich an dem Parkplatz wo das Auto schon seit fünf Stunden auf uns wartet. Eine schöne Rundwanderung geht nun zu Ende.