Übersicht Berlintour

Von Nettetal bis nach Holzminden

Auch dieses Mal radle ich auf den  Wegen der sehr gut beschilderten “Niederrheinroute”. Netzartig deckt sie den kompletten linken Niederrhein ab. Auf ehemaligen Bahnlinien, die zu Fahrradwegen ausgebaut worden sind, geht die Tour durch eine liebliche Pappel und Kopfweidenlandschaft.

Vorweggenommen! Diesen Streckenabschnitt bin ich  bereits im letzten Jahr schon mal geradelt. Aus dem Grunde will ich nur ergänzend ein paar Bilder und Eindrücke hinzufügen. In meinem Reisebericht “Mit dem Rad durch Deutschland” (Seite 1 - 6) ist diese abwechslungsreiche Route ebenfalls beschrieben.

Ein ganzes System von Pipelines durchzieht das Ruhrgebiet. Sie verschwinden nicht selten irgendwo im Grünen und tauchen dann einige Kilometer weiter auf irgend einem Fabrikgelände wieder auf.

An vielen Häusern klebt immer noch der Ruß aus vergangenen Zeiten.

Heute gibt es kaum noch Zechen im Kohlenpott. Die meisten sind stillgelegt und zu Kulturzentren, Abenteuerspielplätzen oder Museen umfunktioniert worden. Eine billigere Maßnahme als sie zu demontieren.

Die Natur kehrt allmählich wieder zurück und wuchert zwischen verrostetem Eisen  und Stahlbeton.

Die vielen Hochspannungsmasten sehen aus überdimensional große Kunstwerke.

Technik und Natur stehen im Revier sehr nahe beieinander. Das macht diesen Streckenabschnitt so sehr interessant.

Ich befinde mich jetzt auf der “Römerroute” hinter Werne. Mein heutiges Etappenziel heißt Westernholz, irgend ein kleines Dorf hinter Lippstadt auf dem Weg nach Berlin.

Ab Hamm wird die Gegend ländlich. Mein Weg schlängelt sich durch eine Parklandschaft mit kleinen  Wäldern, Kuhwiesen, rauschenden Pappelalleen und überquert dabei immer wieder die Lippe. 

Die ländlichen Nebenwege führen mich an Gehöften mit kläffenden Hunden vorbei, und nicht selten steht ein schönes Herrnhaus, eine ländliche Kirche, oder ein Schlößchen am Wegesrand.
Die Architektur passt zu der Landschaft. Was vorher im Ruhrgebiet aus Gegensätzlichem bestand fließt hier harmonisch ineinander über.

Die Stunden fliegen nur so dahin, und am späten Nachmittag stehe ich vor der Haustüre meiner heutigen Dachgeberfamilie. Ich verstehe mich mit den Leuten auf Anhieb, denn es sind Musiker so wie ich. Es wird getrunken, gegessen, gesungen und gelacht. Irgendwann in den frühen Morgenstunden falle ich müde ins Bett. Wir hatten bereits am Abend vorher ausgemacht, daß ich am nächsten Tag

mit dem Auto ein großes Stück weitergebracht werde. Aus dem Grunde kann ich ausschlafen und ausgiebig mit den Leuten zusammen frühstücken. Später auf dem Scheitelpunkt vom TeutoburgerWald, der ersten ernst zu nehmenden Erhebung auf meiner Route, umarmen wir uns noch einmal, nachdem wir mein Fahrrad vom Dachgepäckträger abgeladen haben. Ich habe bis zu meinem heutigen Ziel, Heiligenkirchen bei Detmold, auf der anderen Seite vom Teutoburger Wald nur noch 10 Kilometer vor mir, und das überwiegend bergab. Nicht schlecht!

Groß ist die Freude, als ich dort ankomme. denn hier wohnen sehr gute Freunde von mir, Christine und ihr Mann Uwe. Meine verschwitzen Fahrradklamotten wandern in die Waschmaschine und in den Trockner und 1 Kilo überflüssiges Gepäck wird gnadenlos aussortiert bevor ich am nächsten Morgen bei nur 7 Grad über Null weiterradle. Frisch weht mir der Wind um die Ohren. Heute will ich bis nach Einbeck radeln. Das sind knapp 105 Kilometer. Ich befinde mich nun auf dem ” R1-Fernradweg”. Er geht bis nach Berlin und später noch weiter bis nach Petersburg. Einen großen Teil werde ich auf dieser Route verbringen. 40 Kilometer geht es zunächst einmal durch das bergige und schöne Lipperland bevor ich Höxter

an der Weser erreiche. Mit der Strecken- führung habe ich Glück, denn der R1 umgeht die meisten Steigungen und sucht seinen Weg möglichst durch die abwechslungsreichen Talmulden. Mir gefällt dieser einsame Streckenabschnitt ausgesprochen gut. So gut wie gar nicht werde ich mit Straßen konfrontiert. Alles ist sehr ländlich und idyllisch. Ich genieße vor allem die Ruhe, die mich umgibt.

Ab Höxter geht es weiter durch das Wesertal Der R1 und schlängelt sich am Fluß entlang und nach 13 Kilometrn erreiche ich die Stadt Holzminden...

Holzminden-Berlin

 

 

Weite Spargelfelder säumen den Weg. Wie auf einer Richtschnur gezogen liegen die Erdwälle in feinen Linien nebeneinander. Licht und Schatten bringen diese Linearität noch mehr zur Geltung. Teilweise sind ganze Felder mit Folien überspannt. Wenn der Wind darunter bläst, sehen sie im reflektierenden Sonnenlicht aus wie glitzernde Seen.

Über Kempen, am Hülser Berg vorbei, erreiche ich Moers. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Rheinbrücke. Die ersten 50 Kilometer sind geschafft, und ich habe noch 35 Kilometer Ruhrgebiet vor mir. In der Nähe von Gelsenkirchen übernachte ich bei einem ADFC-Dachgeber. Dort wartet man schon auf mich.

Am nächsten Morgen geht es weiter auf der “1000 Feuerroute”. Sie führt mich zuverlässig durch eine interessante Industrie und Kulturlandschaft. Hauptsächlich führt der Weg am Rhein-Herne Kanal entlang. Später, am Rand vom Ruhrgebiet, werde ich auf die “Römerroute” stoßen, die mich durchs Lippetal bis zur Stadt Werne und am nächsten Tag bis nach Westernholz weiterbringen wird. Auch hier wohnen Dachgeber, bei denen ich übernachten kann. Dies hatte ich bereits im Vorfeld abgeklärt.

Der ADFC-Dachgeber 
Für Reiseadler wie wir es sind ist er eine tolle Einrichtung, die auf Eigeniniatitive beruht. Ich habe eine Liste von circa 2000 Privatadressen in Deutschland, wo ich kostenlos übernachten kann, vorausgesetzt, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und  selber dazu bereit bin, Leute aus dieser Liste aufzunehmen. Näheres dazu erfährt man unter www.dachgeber.de